„Mitgefühl verringert die Angst vor dem eigenen Schmerz und erhöht die innere Stärke.
Mitgefühl stärkt die eigene Perspektive und mit diesem Mut werden wir entspannter.
Mitgefühl ist ein unbezahlbares Juwel.“ Dalai Lama
MBCL steht für „Mindfulness-Based Compassionate Living“ und ist ein achtsamkeitsbasiertes Mitgefühlstraining, welches die Entwicklung und Erfahrung von Mitgefühl und damit unsere psychische und physische Gesundheit fördert.
MBCL unterstützt die Teilnehmenden darin, eine freundliche und mitfühlende Haltung mit sich selbst zu entwickeln und zu trainieren. Elementare Elemente der Erfahrung sind dabei Geborgenheit, Sicherheit, Akzeptanz und Verbundenheit. Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Förderung eines mitfühlenden Umgangs mit schwierigen Gefühlen und herausfordernden Lebenssituationen.
Das Training wurde von dem holländischen Psychiater und Psychotherapeuten Eric van den Brink gemeinsam mit dem Psychiatriepfleger und Meditationslehrer Fritz Koster entwickelt. Sie wurden u.a. inspiriert von der Arbeit von Christopher Germer, Kristin Neff und Paul Gilbert (den Pionieren der westlichen Mitgefühlspraxis), des Neurowissenschaftlers und Achtsamkeitslehrers Rick Hanson, der Arbeit der amerikanischen Psychologin und Wissenschaftlerin Dr. Barbara Fredrickson sowie der Arbeit der Meditationslehrerin Tara Brach.
Was ist Mitgefühl?
„Mitgefühl ist die Fähigkeit für das Leid in uns und anderen empfindsam zu sein, und ist verbunden mit der Bereitschaft und dem Mut, dieses Leiden zu lindern und zu verhindern.“ Paul Gilbert
Mitgefühl spricht damit sowohl unsere Fähigkeit an einfühlend zu sein, als auch die Intention, Leid zu lindern und zu vermindern. Wenn wir von Mitgefühl sprechen, binden wir immer Selbst-Mitgefühl und das Mitgefühl für alle unsere Mitwesen, die Natur und unsere Erde als Ganzes mit ein. Wir alle sind unvollkommen und sitzen im selben Boot.
Wie wirkt MBCL?
Mitgefühl ist eine Fähigkeit, die in jedem Menschen angelegt ist, sich aber aus unterschiedlichen Gründen nicht immer entfaltet. Neueste wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Entwicklung von Mitgefühl – vor allem mit uns selbst – einer der Schlüsselfaktoren für seelische Gesundheit ist. Die Fähigkeit mitfühlend auf Schmerz und Leiden zu antworten kann durch regelmäßiges Üben entwickelt und vertieft werden. Darüber hinaus vertieft und verstärkt MBCL die Fähigkeiten zur
Stressbewältigung, die im MBSR- und MBCT-Kurs erworben wurden.
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen weiters, dass Mitgefühlstraining soziale Nähe fördert und das Gefühl sozialer Verbundenheit für uns Menschen genauso wichtig ist wie essen, trinken und schlafen und sich dementsprechend positiv auf unsere körperliche und seelische Gesundheit auswirkt (positive Auswirkungen auf das Immunsystem, Reduzierung stresserzeugender Hormone wie Kortisol, Erleben von positiven Emotionen, Versöhnung mit sich selbst/anderen, Dankbarkeit).
Selbstmitgefühl – Freundlich zu uns selbst sein
Uns selbst freundlich und mitfühlend im Leid zu begegnen, ist Balsam im Umgang mit Selbstkritik und Negativität und lässt uns Verbundenheit spüren – mit uns selbst und mit der Welt. Wir sitzen alle im selben Boot. In all unserer Unvollkommenheit.
Uns selbst zu vergeben, zu verzeihen, anderen zu verzeihen ist ein Schlüssel zum Frieden in uns. Wie gehe ich mitfühlend mit schwierigen Gefühlen und herausfordernden Lebenssituationen um?
Wir legen oft mehr Wert darauf freundlich zu anderen zu sein als zu uns selbst. In unserem Mensch-Sein sind wir anfällig dafür, schlechte Erfahrungen groß zu machen. Der Neuropsychologe Rick Hanson formuliert das so: „Wir sind wie Kletten für schlechte Erfahrungen und wie eine Antihaftbeschichtung für positive Erfahrungen.“
Egal welche Erfahrung wir gerade machen: Selbstmitgefühl drückt sich aus durch den inneren Dialog, der gekennzeichnet ist durch freundliche Unterstützung, Wärme und Mut zusprechen.
Untersuchungen haben ergeben, dass Selbstmitgefühl eng mit positiven Emotionen wie: Glücklich sein, Lebenszufriedenheit, Optimismus, Neugier, Begeisterung, Interesse, Inspiration und Enthusiasmus verbunden ist. Im Gegensatz zu herausfordernden Emotionen wie Wut oder Angst und anhaltenden Grübeleien, erleben wir durch das Selbstmitgefühl eine Bewusstseinserweiterung, die uns flexibler und kreativer für neue Lösungsfindungen macht.
Was beinhaltet ein MBCL-Kurs?
Ein MBCL-Kurs baut auf den achtsamkeitsbasierten Trainings von MBSR oder MBCT auf. Er besteht ebenfalls aus 8 wöchentlichen Einheiten von jeweils 2,5 Stunden und einem stillen Übungstag.
Im MBCL-Training bekommen Sie einen Blumenstrauß an speziellen Übungen in die Hand:
- Vorstellungsübungen, die die Erfahrung von Geborgenheit, Sicherheit, Akzeptanz und Verbundenheit unterstützen (z.B. „Ein sicherer Ort“, „Ein mitfühlender Gefährte“, „Mitgefühl verkörpern“).
- Übungen, die dabei unterstützen, mitfühlend mit schwierigen Gefühlen und herausfordernden Lebenssituationen umzugehen (z.B. „Mitfühlend mit Widerstand/Verlangen/inneren Mustern umgehen“, „Ein mitfühlender Brief“, „Bereitschaft zur Vergebung“)
- Übungen, die die Entwicklung der „vier Lebensfreunde“ Freundlichkeit, Mitgefühl, Mitfreude und Gelassenheit unterstützen (z.B. „Freundlichkeitsmeditation“, „Mitfühlend atmen“)
- Übungen, die zu Freude und Dankbarkeit beitragen
- Sanfte und mitfühlende Körperarbeit
- Tagebuchübungen, die dazu einladen, im Alltag mehr Bewusstheit für die verschiedenen Aspekte des Trainings zu entwickeln
- Reflexionsübungen (z.B. zu den eigenen Lebenswerten oder dem, was aus Herausforderungen möglicherweise auch Gutes erwachsen ist)
Den Kern des Acht-Wochen-Programms bilden praktische Übungen, Kurzvorträge, die Reflektion der Alltsagserfahrungen, sowie die tägliche Praxis (bitte planen Sie hier bis zu einer Stunde täglich ein. Unser Gehirn braucht das Training, um sich neu zu vernetzen!)
Mathieu Ricard, buddhistischer Mönch und studierter Molekularbiologe mit Abschluss in Zellulargenetik und Promotion bei dem Nobelpreisträger Francois Jacob am Institut Pasteur:
„Wenn wir Nächstenliebe meditieren, Mitgefühl, werden bestimmte Bereiche in Gehirn aktiviert, die ansonsten nicht aktiviert werden. Der Mandelkern verkleinert sich, welcher für die Regulierung der Angst zuständig ist. Über den Computerscan sieht man tatsächlich funktionale und strukturelle Regionen im Gehirn, die ihr Volumen und die Dichte verändern. Auch physiologische Veränderungen finden statt und unser Immunsystem wird gestärkt. Bereits 30 Minuten Meditation über soziales Mitgefühl für zwei bis vier Wochen stärkt das soziale Verhalten.“
Anderen Menschen Glück und Zufriedenheit zu wünschen, macht nicht nur die anderen glücklich, sondern auch uns selbst!